facebook   I   instagram

Pressefoto 1presse_files/ENNO%20KRAUS%20singt%201.jpg
NACHTSCHATTEN
pdfpresse_files/ENNO%20KRAUS%20-%20PressePDF%20NACHTSCHATTEN.pdf
AUGEN IN DER GROßSTADT
pdfpresse_files/ENNO%20KRAUS%20-%20PressePDF%20AUGENINDERGROSSSTADT.pdf
Pressefoto 3presse_files/ENNO%20KRAUS%20singt%203.jpg
Pressefoto 2presse_files/ENNO%20KRAUS%20singt%202.jpg

Von Menschen und Nachtfaltern


Texte aus dem Leben gegriffen, teils auch politisch und aktueller denn je! Das Chanson-Programm von Enno Kraus begeisterte im Kulturcafé "nebenan".

von Kirsten Pröve-May - Cellesche Zeitung (23.10.2022)


Winsen. Was für ein bemerkenswerter Typ, dieser Enno Kraus. Nachdem seine Klavierbegleitung Lidia Kalendareva bereits am Klavier im Kulturcafé "nebenan" in Winsen Platz genommen hatte, hatte der Chansonnier seinen Auftritt: perfekt gestylt, perfekt geschminkt, perfekt ausgeleuchtete Bühne, begann er ohne Begrüßung sein Programm. Fast zwei Stunden Text ohne irgendwelche Manuskriptblätter, mal gesanglich vorgetragen, dazwischen immer wieder poetische Worte, alles unter dem Oberbegriff "Nachtschatten". Er vergleicht den Menschen mit Nachtfaltern, wagt einen Blick in dunkle Kneipen, spricht über die Pausen bei einer Opernvorstellung, über Kristallkugeln, Reißverschlüsse, Hexen und das Sandmännchen und ist sich sicher: "Jede dunkle Nacht hat ihre eigenen Geräusche."


Tiefgründige Texte


Die Lieder waren teilweise Eigenkompositionen mit tiefgründigen Texten, aber auch so bekannte Lieder wie "Der Wind hat mir ein Lied erzählt" aus dem Jahre 1937 und von Zarah Leander berühmt gemacht oder "Kriminal-Tango" von 1959. Stücke mit Texten von Bertolt Brecht, Georg Kreisler oder Friedrich Hollaender standen auf dem Programm und wurden von ihm in seiner ganz eigenen Art und Weise vorgetragen. Wohl niemand im Publikum hatte schon einmal so einen Chanson-Abend erlebt, denn Kraus sang nicht nur einfach die Liedtexte herunter, sondern drückte seine Emotionen durch seine Stimme und seine gekonnte Gestik aus.


Man hätte ihn trösten wollen, als er auf einmal bühnenreif anfing zu weinen. Aber man musste auch sehr aufpassen und genau hinhören, um diesen wortgewandten Künstler zu folgen. Das fiel jedoch zu keinem Zeitpunkt schwer, denn irgendwie zog er einen in seinen Bann. Dazu die unaufdringliche Klavierbegleitung, das passte alles wunderbar. Nach zwei Zugaben wurde der Berliner Künstler dann in die "Nacht" entlassen. "Wenn du zur Arbeit gehst am frühen Morgen, wenn du am Bahnhof stehst mit all deinen Sorgen." Texte aus dem Leben gegriffen, teilweise auch politisch und aktueller denn je.